Nachgedanken

Nachbetrachtung zu unserem Treffen mit der CDU Fraktion. Meinem Eindruck nach waren die Informationen zu Braunkohlekraftwerk, die die Vertreter der CDU von der Allessa Chemie bekommen haben doch sehr einseitig.

Der Energieträger wurde als sicher, langfristig verfügbar und kostengünstig dargestellt. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Auf die andere Seite haben wir hingewiesen. Hier drei nachträgliche Gedanken zu diesem Thema:
1.  Braunkohle ist der dreckigste aller Energieträger (Stichwort CO2, NOx,Quecksilber, Staub)
2.  Braunkohlenstaub ist gefährlich
3.  Der Braunkohlenstaub wird per LKW von Gartzweiler II über die
Hanauer Landstaße angeliefert. Täglich liefern 3 LKWs den Brennstoff. Er wird in Silos zwischengelagert.

Zu 1. ist schon einiges gesagt. Man darf nur nochmal erwähnen, dass ganze Dörfer umgesiedelt wurden, um den diesen ‚kostengünstigen‘ Energieträger zu gewinnen. Informationen hierüber bei Wikipedia: her klicken

Zu 2.
In der Bachelor-Arbeit von Peter Konieczny (FHD Düsseldorf) hat ein BI-Mitglied folgende Ausführungen gefunden, welche die Problematik der Verwendung von Braunkohlestaub kurz und bündig wie folgt zusammenfassen:  „Die Staubentwicklung verursacht „große Verschmutzungen … auf Wand- und Bodenflächen. Der Braunkohlestaub ist sehr feinkörnig und in verwirbeltem Zustand hoch explosiv. Außerdem ist er durch seine geringe Körnung äußerst lungengängig und damit eine Belastung  für die Arbeitnehmer in diesem Bereich“ wie natürlich auch für andere Menschen (z.B. Anwohner), die ihm nahe kommen. In diesem Zusammenhang sei auch an die Brände der Kohlelager des Staudinger-Kraftwerks im Jahr 2010 erinnert, wo nicht der gefährliche Braunkohlestaub eingelagert war, sondern ’normale‘ Kohle.

Wegen dieser Gefahren erfolgen Transport, Umschlag, Lagerung und Zuführung des Braunkohlestaubs im geschlossenen System per Silo-LKW oder in speziellen Kesselwagen der Bahn. Nach der VO über die Beförderung  gefährlicher Güter auf der Straße ist Braunkohlestaub ein Gut der Gefahrenklasse 4.1 (entzündbare, feste Stoffe), für dessen Transport eine Ausnahmezulassung erforderlich ist, die sich auch auf das  Be- und Entladen sowie die Auslegung der Silofahrzeuge erstreckt. Diese Ausnahmezulassung berücksichtigt die Gefahr einer möglichen Selbstentzündung von Braunkohlestaub, sofern er mit Luftsauerstoff in Berührung kommt. Zur Reaktion von Braunkohle und Braunkohlestaub mit Sauerstoff sowie zu den im Einzelnen vorgeschriebenen sicherheitstechnischen Maßnahmen bei Herstellung, Transport und Lagerung  siehe  „Braunkohlestaub- -Eigenschaften und sicherheitstechnische Aspekte bei der Verwendung“ von E. Wolfrum und E. Scherrer, Köln, in Zement-Kalk-Gips, Nr.8/1981.

Zu 3.
Bekanntlich ist im August dieses Jahres  beim Unfall eines Tanklasters im Frankfurter Stadtteil Riederwald giftige Salpeter- säure ausgelaufen. Der Transport von Salpetersäure fällt in die Gefahrengut-Klasse 8 (ätzende Stoffe). Es ist anzunehmen, dass für den Transport von Stoffen dieser Gefahrenklasse deutlich  höhere,  jedenfalls jedoch keine geringeren Sicherheitsstandards  als für den Transport von Gütern der Gefahrenklasse 4.1, also Braunkohlestaub, gelten.  Dennoch hat sich dieser Unfall ereignet, dennoch ist giftige Salpetersäure  ausgetreten. Dieser Unfall  und ähnliche
Vorfälle wie z.B. in Oestrich-Winkel zeigen, was  trotz aller bestehenden Sicherheitsvorschriften passieren kann. Die genannten Unfälle sind zum Glück glimpflich verlaufen, Menschen kamen nicht zu Schaden. Beim nächsten Mal kann das aber leider ganz anders aussehen. Dabei ist auch zu bedenken, dass Gefahren nicht nur vom Transport ausgehen. Man braucht nicht viel Phantasie zu haben, um sich vorzustellen, was bei der Vielzahl der anfallenden Arbeitsgänge (langer Transport, Be- und Entladen, Lagerung, Zuführung und Verwendung des Braunkohlestaubs ) alles schiefgehen kann, insbesondere auf einem Gelände, auf dem sich mehrere Störfallbetriebe befinden. Man braucht sich bloss die Stelle gegenüber des Baumarkts Hornbach anzuschauen, an der sich vormals eine Tankstelle befand.  Dort sollte ein Hotel gebaut werden – die Genehmigung wurde jedoch aufgrund der Nähe zum AllessaChemie-Park versagt.

Die  Konsequenz aus diesen Vorfällen kann daher nur lauten, dass  – soweit wie möglich – derartige Gefahrentransporte (und  erst recht der Betrieb der Anlagen, in denen das Gefahrgut verwendet wird) nicht in bewohnten Gebieten und  schon gar nicht in dicht besiedelten Gebieten stattfinden. Dass  in Fechenheim all diese hoch gefährlichen Dinge mitten im Wohngebiet vor sich gehen, kann man daher nur als  unverantwortlich  bezeichnen.
Dass aus Kostengründen auf den LKW-Transport gesetzt wird ist mich das Gegenteil von Nachhaltigkeit.

Dieser Beitrag wurde unter Politik, Schadstoffe/Umweltverschmutzung, Störfall veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar