Sachkundig??? Wenn Personen Stellung nehmen…

Die umstrittene Braunkohlestaubkraftwerksanlagen in Fechenheim bewegen die Bürger, und zwar aus verschiedenen Gründen. Einer davon ist, dass der Umgang von Politik, Behörden und dem Unternehmen mit den Bürgern vollkommen unakzeptabel ist.

Die Argumente von Politikern und Amtsträgern wie Christiane Loizides (CDU), IHK Präsident Müller, und Hansjoachim Otto (FDP) entbehren der notwendigen Sachkunde, die man als Parteimitglied und als Wähler erwartet. Es darf davon ausgegangen werden, dass keiner der drei hier genannten Einblick in die Genehmigungsakte beim Regierungspräsidium Darmstadt genommen hat.

Die Bürgerinitiative Zukunft Fechenheim jedoch hat zwei ihrer aktiven Mitglieder Einsicht in die Genehmigungsunterlagen nehmen lassen. Darüber hinaus kann sie sich auf das Urteil mehrerer Sachverständiger berufen. Die Sachverständigen sind Prof. Dr. Steffens, Prof. Wilfried Kühling und Dipl.-Ing Peter Gebhardt.

In einem der verfügbaren Gutachten sind auch die technischen Möglichkeiten zur Emissionsreduktion betrachtet worden. Prof. Kühling kommt zu dem Schluß: „Die geplante Rauchgasreinigung bleibt damit weit hinter dem Stand der best verfügbaren Technik zurück.“

  Die vorliegenden Gutachten führen klar vor Augen, dass – eben genau weil auf neueste verfügbare Technik verzichtet wird – in jedem Kubikmeter Abluft aus den neuen Braunkohlestoffkraftwerken in Fechenheim im Vergleich zu einem entsprechenden Kubikmeter Abluft des umstrittenen Staudinger Block 6 ein Vielfaches an schädlichen Abgasen enthalten sind.

In diesem Zusammenhang verwundern die Äußerungen der wirtschaftspolitischen Sprecherin der Frankfurter CDU, Christiane Loizides „Damit ist die Zeit der Spekulationen und der zu politischen Demonstrationen anregenden Unsicherheiten vorbei…. Das ist eine gute Nachricht für den Industriestandort, aber auch keine schlechte für die Luftqualität und den Klimaschutz in Frankfurt am Main“.

Frau Loizides war bis vor wenigen Monaten Richterin am Verwaltungsgericht Frankfurt, dem Gericht, das über die zwei noch erstinstanzlich anhängigen Klagen zu befinden hat. Sie ist noch immer Verwaltungsrichterin, nun, nach der Kommunalwahl, jedoch am Verwaltungsgericht Gießen. Es muss schockieren, dass jemand, der dem zuständigen Gericht bis April dieses Jahres angehört hat, vom Grundsatz, als neutrale Person unparteiisch Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben, so eklatant abweicht. Der Öffentlichkeit kann nicht eingehen, dass Frau Loizides nach 5 Monaten so gar keine beruflichen Verbindungen mehr zum Verwaltungsgericht haben soll. Zumindest hätte sie den politischen Instinkt haben sollen, die öffentlichen Verlautbarungen der CDU durch ein anderes Fraktionsmitglied machen zu lassen. Und auch ein wenig Sachkunde (bspw. durch Studium der Genehmigungsakte oder mit Parteimitgliedern aus der Bürgerinitiative) wäre auch wünschenswert gewesen. So jedoch, alleine mit Informationen von AllessaChemie ausgestattet, klingen ihre Äußerungen nicht nur den CDU Wählern und Mitgliedern der CDU in den betroffenen Gebieten wie eine Verhöhnung.

Allessa gibt an, 1 Mio € pro Jahr durch die neuen Anlagen zu sparen. Allessa macht 200 Mio € Jahresumsatz. Es geht also für das Unternehmen nur um 0,5 % des Umsatzes! Weil ein einziges Unternehmen diese Investition nicht tätigen mag, stellen sich der IHK Präsident, FDP Politiker Otto und die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU Frankfurt in den Dienst dieses Unternehmens und tun so, als hinge die Zukunft des Dienstleistungs- und Industriestandortes Frankfurt davon ab.

Wenn Frau Loizides das Vorhaben hatte, den Entscheid des Eilverfahrens bzgl. des Baustopps mit ihrer Meldung zu kommentieren und mir ihrer Aussage „nun sind die Fronten geklärt“ sie ausschließlich diesen einen Sachverhalt ansprechen wollte, so wird dieses leider nicht in der Pressemitteilung deutlich.

Denn betrachtet man sich die gesamte Sachlage, die eingereichten Unterlagen inklusive Gutachten, als auch die von Allessa ausgeteilten Grafiken, so sind sicherlich noch Fragen offen und der „ach so klare Sachverhalt“ wirft mehr als in einem Punkt Unklarheiten und Fragezeichen auf.

Es geht um mehr als die Braunkohlestaubkraftwerke auf dem Allessa-Gelände. Es geht auch um den Umgang von Politik, Vertretern der Judikative und Frankfurter Amtsträgern Behörden mit uns Bürgern. Mit uns Parteimitgliedern. Mit uns Steuerzahlern.

Man erhält den Eindruck, dass es der CDU hier nur um „Unternehmertum“ geht, dass es gilt zu fördern und zu schützen. Ohne sich in diesem Zusammenhang die Frage zu stellen: Wie nachhaltig ist das ausgewiesene Unternehmensvorgehen? Oder: Wie stichhaltig sind die Fakten, die vorliegen?

Eine Partei wie die CDU, die auf christlichen Werten basieren sollte, stellt beim Braunkohlestaubkraftwerk der Allessa einzig das Wort ‚Unternehmertum’ und die Organisation in den Fordergrund und rechtfertigt ihre Pro-Haltung. Was vermisst wird, ist die kritische Auseinandersetzung mit den Fakten, der langfristige und nachhaltige Anspruch an das Handeln von Unternehmen, nicht nur die Kosten im Blick zu haben, sondern den Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit, gelebte Unternehmenswerte und Innovation zu legen, die Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wachstum gleichermaßen fördern.

Über Nicole M. Pfeffer

Mit mmp - marketing mit pfeffer hat sich Nicole M. Pfeffer, Diplom Betriebswirtin (FH) und Master Business Trainer & Berater, 2007 den Herzenswunsch vom eigenen Unternehmen erfüllt. Sie ist Lehrbeauftragte (u.a. an der Hochschule Fresenius und der Goethe Universität) und zudem Beirätin des Marketing Clubs Frankfurt, dem größten Marketing Club Deutschland mit mehr als 1.000 Mitgliedern. Stets auf der Suche nach neuen Wegen für bestehende Herausforderungen hat sie vor 250 Unternehmer und Unternehmerinnen im Südbahnhof in Frankfurt am Main mit ihrer Performance die erste bundesdeutsche Beraterschlacht zum Thema ‚Neukundengewinnung’ gewonnen. 2013 wurde Sie mit Ihrer Initiative „Ladeneigentümer Fechenheim“ mit dem Landessieg „Ab in die Mitte 2013!“ durch Herrn Florian Rentsch, damaliger Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung ausgezeichnet. Durch die Vielfalt ihrer Kunden, ihre fundierte Expertise und langjährigen Erfahrungen in der Marketingbranche, hat sie sich darauf fokussiert mit ihren Kunden „neu und innovativ zu denken“ und dies mithilfe von Praxis-Konzepten umzusetzen. Ihre Expertise liegt in der unternehmerischen Kreativität, Positionierung und der Gestaltung von werteorientierten Netzwerken.
Dieser Beitrag wurde unter BI Zukunft Fechenheim, Parteien, Politik abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Sachkundig??? Wenn Personen Stellung nehmen…

  1. Michael Oerter schreibt:

    Ich bin leider überzeugt, und das macht es aber vom Ergebnis nicht besser, es ist leider schlampiges Arbeiten. Und so läuft inzwischen der „politische“ Hase in Deutschland. Traurig, aber wahr.

  2. Michael Oerter schreibt:

    Ich hoffe, Frau Loizides bekommt diesen ausgezeichneten Artikel auch zu lesen, ihre Kontaktdaten hat sie ja auf Ihrer Website. Vielleicht sollte es auch an die Presse, damit den Bürgern die Augen geöffnet werden, wie Politik und IHK hier vorgehen und die Frankfurter und besonders Fechenheimer Belange völlig aus den Augen verloren haben, da sie offensichtlich so sehr mit ihrer Lobby Arbeit beschäftigt sind.

Hinterlasse einen Kommentar