Die FAZ, die in den vergangenen Jahren der Bürgerinitiative Zukunft Fechenheim im Kampf gegen die gasfilterlosen Schlote recht fair umging, veröffentlichte am 10.April einen Artikel, der den Leser an der Unabhängigkeit der Zeitung zweifeln lassen kann.
Der Artikel verschweigt, verniedlicht und stellt unvollständig dar. Die inzwischen gegründete Bürgerinitiative in Griesheim kommt nicht zu Wort. Hingegen der Weylchen Manager Rafael Reiser, den man unwidersprochen fabulieren lässt, „…dass sich Beschwerden aus der Anliegerschaft in Fechenheim über Gerüche aus dem Industriepark in der Regel auf Teergeruch beziehen.“ Wer in Fechenheim wohnt, weiss, dass sich die Beschwerden aus der Anliegerschaft in Fechenheim über Gerüche aus dem Industriepark keinesfalls, wie die FAZ zitiert, auf ‚Teergeruch’ beziehen. Es sind übelste Gerüche verschiedenster Provenienz, die die Bürger aufbringen. Und zwar schon seit Jahren. Die Bürger wissen aber auch, dass die Emissionen, die den filterlosen Schloten entweichen, geruchsneutral sind. Aber dadurch nicht ungefährlicher, wie die Bürgerinitiative Zukunft Fechenheim darlegt. Den Bürgern geht es neben der Belastung der Atemluft und des Lebensumfeldes auch um das Störfallrisiko, das durch die Braunkohlestaubverfeuerung nicht kleiner geworden ist. Zum Störfallrisiko hat die Bürgerinitiative Zukunft Fechenheim mehrere Veröffentlichungen publiziert.
Schon von daher müssten die FAZ Journalisten wissen, dass es inhaltlich irreführend ist, das Problem gasfilterloser Braunkohlekraftstoffe mit Formulierungen wie: „Genauso wie die Anlage im Frankfurter Osten soll die in Griesheim die gängigen Schadstoff-Grenzwerte deutlich unterschreiten.“ zu verniedlichen.
Fakt ist, dass die Anlagen, die in unmittelbarer Nähe zu Wohnbebauung, zu Schulen, Sportplätzen und Altenheimen liegen, enorme Mengen an Schadstoffen emittieren:
Dr. Neumann, der damalige Leiter des Energiereferats der Stadt Frankfurt, gab im Mai 2011 an, dass die Fechenheimer Anlagen bei einer Betriebszeit von 8.700 Stunden/Jahr Emissionen von
- bis zu 45.000 t CO2 – das sind ca. 10.000 t mehr als bspw. bei Erdgasverfeuerung
- bis zu 200 t SO2 (Schwefeldioxid)
- bis zu 96 t NOx (Stickoxide)
- bis zu 2 t Staub
- bis zu 2 kg Quecksilber
emittieren.
Fakt ist auch, dass mit dem Einbau von Rauchgasreinigungsvorrichtungen – im Vergleich zu den Kosten der Gesamtanlage ist der Aufwand hierfür relativ gering – eine ganz unnötige Vergiftung der Umwelt erfolgt. Das verschweigt die FAZ. Ein Vergleich der Emissionen der Fechenheimer Braunkohlestaubkraftwerke mit den Planungen von Staudinger Block 6 zeigt, dass eine Reduzierung der Emissionen sehr wohl möglich ist, wenn eine (wie bei Staudinger eingeplant) wirksame Rauchgasreinigung vorhanden ist. 
Nichts davon erwähnt die FAZ.
Ganz verzweifeln möchte man am journalistischen Niveau der FAZ jedoch, wenn man lesen muss, dass die Bürgerintiative Zukunft Fechenheim noch nicht einmal richtig bezeichnet wird, sondern „Fechenheim 21“ benannt wird. Will man den Menschen in Griesheim, die sich erst jüngst in einer Bürgerintiative gegen die Dreckschleudern im Westen Frankfurts zusammengeschlossen haben, damit Sand in die Augen streuen? Soll ihnen die Suche nach Dokumenten über die Schadstoffe der Anlagen im Osten Frankfurts schwer gemacht werden? Man fragt sich, ob diese journalistische Fehlleistung mit Absicht oder nur aus Schlampigkeit erfolgt ist.
Eher ist der kundige Leser jedoch geneigt, eine gewisse Kooperation zwischen Weylchem und den Journalisten zu vermuten. Insbesondere deshalb, weil Weylchem direkt zu Beginn der sog. „Bürgerinformation“ eine website mit dem Titel zukunft-weylchem-griesheim online geschaltet hat. Hier sollte wohl vermieden werden, dass sich, analog zur Bürgerinitaitive Zukunft Fechenheim auch eine Bürgerinitiative Zukunft Griesheim gründet. Ein durchsichtiger Schachzug.
Die falsche Benennung der Bürgerinitiative Zukunft Fechenheim wird jedoch interessierte Bürger Griesheims nicht fehlleiten, wie die Statistik der Aufrufe der website von Zukunft Fechenheim zeigt.

Die FAZ erwähnt nur am Rande, und nach dem Tenor des Artikels ist das scheinbar eine Petitesse, dass vor dem Verwaltungsgerichthof in Kassel die zweitinstanzliche Klage gegen die gasfilterlosen Braunkohleschlote in Fechenheim anhängig ist. Diese Klage wird mit 20.000 € von Fechenheimer Bürgern unterstützt und vom BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) geführt. Die Frankfurter Rundschau hat dem Umstand, dass der Klageweg gegen die Fechenheimer Dreckschleudern noch weiter beschritten wird, eine etwas größere Bedeutung zugemessen.
Einzig interessante Information im FAZ Artikel ist, dass die Anlage noch nicht genehmigt zu sein scheint. Weylchem will, so der Artikel, die Genehmigung durch das Regierungspräsidium Darmstadt noch in diesem Monat beantragen. Das dürfte spannend werden: Die Regierungspräsidentin in Darmstadt ist inzwischen Brigitte Lindscheid, Mitglied der GRÜNEN. Zumindest Frau Lindscheid müsste ja wissen, dass ihre Parteikollegin Dr. Rottman und später Rosemarie Heilig die Fechenheimer im Kampf gegen die Braunkohlekraftwerke sehr unterstützt hat.
Fazit: Ein handwerklich enttäuschender Artikel der FAZ. Die Macher müssen sich nicht wundern, dass Bürger sich eher im Internet informieren als über die Printmedien.
Hier der enttäuschende Artikel in der FAZ als pdf Datei zum Herunterladen „Ohne dieses Kraftwerk gäbe es Allessa nicht mehr“
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …